Ankunft?
Ein Bus voller Seelen
auf dem Weg nach hier,
hungrig nach Sonne, viel Meer, Licht
höre ich sie, des Abends
lachen im Garten
Gäste hier nur
wie wir alle
Gästebetreuer der ich
einst war
ist immer nur einer
gewesen
eigentlich
bedürfen sie doch der Betreuung
die Gäste, krank
und auf der Suche
nach einem Weg.
Begleiter in der Stille des Tages
die der Nacht Kühle
weicht am Morgen.
Hotel Venezia
Das Ritz in Moskau mit
sieben Sowjetstern-Schnuppen
Kalifornien
als solches Hotel beschrieben
bekannt wohl –
wer (ver-)mag sie aufzusuchen?
Das Hotel Venezia hingegen
und Tortoreto – wer kennt
das schon?
Kennenswert jedoch
ist die Familie,
jene nämlich
die hier den Gast umsorgt.
Wie soll’s auch anders sein,
familiär ist Mensch
hier aufgenommen.
Kommunikation
Gespräche und Lachen
dringen herauf
an meinen Balkon
indirekt die Beleuchtung
es riecht nach Kommunikation
im rechten Licht
niemand scheinbar
denkt an Streit
der Filz blieb zuhause
mag er dort warten
auf die Rückkunft
desjenigen, dem der
Sinn danach steht
doch noch sind die Becher
gefüllt, Prost und Salute.
Wo es schön ist,
da ist mein Vaterland
mit dem süßen Beigeschmack
von Gelati diesmal …
Erfolgserlebnisse
Ich hätte es mir sowieso abgewöhnt
das Rauchen
hier in Italien wird einem
die Entscheidung für und wider
schon halb abgenommen
rauchfreie Züge
rauchfreie Lokale
doch will ich mein Laster
in diesem schönen Land nicht lassen
nein, daheim bei einer Kur
will ich die letzte Zigarette rauchen
ist es mir doch dreimal gelungen
das Rauchen aufzugeben
Erfolgserlebnisse waren es
und die Sucht nach Erfolg
trieb mich dazu
es auch wieder anzufangen.
Prägung
„Posthumus, lass doch die
Flaschen im hintersten Keller
nicht verrotten
eine Bouteille Falerners
wäre angebracht“
Lateinunterricht prägte mich
was den Genuss
des Lebens anbelangt
ist es doch zu kurz
für schlechten Wein.
Wendekreis
Unter den Wedeln der Palmen
stachelig irgendwie
diese fotografisch einzufangen
zog ich nicht aus
eigentlich
sollen sie mir dienen
wie die Fächer der Pharaonen
ein Lied zu singen
imaginativ
von des Südens Natur
Vegetation an Poseidons Stränden
Dattelhaine im Überschwang
sonnengereift
umgeben von Grün
dieweilen ich schaue
des Himmels Azur
goldfarben der Sand
umspült von Wellen
allerlei Meeresgetier
ein Wendekreis des Krebses.
Urlaub
Das Urlaub
stammt vom Baume der Erkenntnis
Der Urlaub
vom Chef, dem Betrieb, der Gewerkschaft
verbracht in der Sonne des Südens
oder der mitternächtlichen
des Nordens
soll er der Ruhe, der Erholung dienen
im Stau auf den Straßen
im Ärger mancherlei
im Stress der Freizeit
freilich
kommt er der Arbeit gleich
eines Sisyphus
der heimgeholt
von Terminen männiglich
dasselbe Schauspiel wiederholt
im nächsten Jahr.
Reichtum
Das Salz des Meeres
dem der Erde ähnlich
als Monopol dem Tabak
und dem Italiener
einst gleichgestellt
einst weißes Gold
obwohl im Überfluss
vorhanden
wie Geld
aus Armut, die im Kopf entsteht
von hohem Wert
heilsam für den einen
des Schüsslers Salzen gleich
will Geld genutzt sein
weise und mit Großmut
Salz und Geld
sind Reichtum dem
der wahrlich sie
zu schätzen weiß.
Windneurose
Orientierungslos
die Kompassnadel festgefroren
Sextanten oder sieben
Leben sind verbraucht.
In jede Richtung wenden
doch immer hart am Pol.
Minusgrade spürst du
durchdringen deine Haut
den krank geschundnen Körper
doch noch Humor des Galgens
hast du entwickelt, Gott sei Dank.
Neid als dein Zeitgenosse
die anderen haben alle Schuld.
Zur Sucht wird dir das Suchen
die Taschen hart vom Blei
aggressiv, gemein, geduldlos
hast du zu vergeben Angst.
Immer fehlt es dir an Ruhe
die du zu finden bist bestimmt.
Zentriert
Wo ist das Zentrum dieser Stadt?
Ist es
ein Baum
ein Haus
eine Kirche
oder bin ich selbst
gar der Mittelpunkt
solange ich mich
innerhalb ihrer Grenzen
bewege?
Bin ich etwa auch
wenn schon nicht
der Mittelpunkt der Erde
so doch
das Zentrum der Welt
vor allem
der meinen?
Auch das
Eine Mauer,
darauf Zwergrosen, verdorrt
dahinter die Krone einer Dattelpalme
noch weiter dahinter ein Haus, modern
davor Straßenbeleuchtung
links davor ein Hausdach, rot
darauf eine Satellitenschüssel,
aus der ein Antennenbaum hervor wächst.
Links Palme Nummer Zwei
davor wieder Mauer
daran Wäscheaufhängungsvorrichtung
mit zwei Badetüchern, halbtrocken.
Rechts von mir ein Tischchen, weiß.
Mineralwasserflasche, halb voll
(positiv gedacht)
mit einem Becher (leer)
und ein schwarzer Aschenbecher
der Firma „Illuminati“ –
gibt’s die?
Fülle
Leergebinde
wartete auf die Wiederbefüllung
ich habe gewartet auf ein Wiederfühlen
wie ich es zuvor kannte
das Gefühl von
„ich muss hinaus“
den Kuss
der Muse entgegen
ich traf sie wieder
im Pinienhain
der vestalischen Jungfrauen
im Schatten der Bäume
beschirmt auch von Palmen
dem Dichter ein Trost
gelöst und frei.
Nachtdenklich
In dem nächtlichen Himmel
streckt ein Baum seine Zweige
Sternenlicht
in einem dunklen, samtenen Teppich,
eine Straße, erfüllt mit Licht
hie und da ein Fahrzeug
das die nächtliche Idylle durchbricht
oder das Vorbeidonnern
eines Zuges nahebei.
Der Süden erfüllt den
Septemberabend
mit lauer Luft
Menschen sitzen beim Fernsehen,
schlafen, sind krank oder
machen Liebe
wie viele wohl
von jeder Art?
Seh-Sterne
Ein Blick in deine Augen
macht mich ruhig
nicht, dass Morpheus
mich in seine Arme
nehmen will
doch sicher
in meinen Belangen
sicherer noch
dass du es bist
die mir hinfort
Liebe und Vertrauen
schenken soll
deine Augen
sind Sterne
die für mich leuchten
bei Nacht und Tage
alltäglich jedoch
sind sie niemals.
Der Narr
Der Narr, wie er ist
in seiner Labilität
ist er stabil
arglos tritt er in
den Rachen des Krokodils
als wär’s
gar nicht da
Kinder und er
sagt man
sprächen die Wahrheit
und somit hat
was er sagt
auch Hand und Fuß.
Der Herzen Wohnung
Hörst Du die Hunde
in der katzengrauen
Dämmerung bellen
warnend gegen den Mond?
Gesichter ungesehen
gespenstisches Gelichter
zieht mit dem Wind
wirklich nur
die dunkle Landschaft.
Kein Licht hat jemals
sie erhellt
wird es bald ein Morgen geben
für mich, dich
und den Rest der Welt?
Aber langsam kriecht die Sonne
übern fernen Horizont
ein gutes Herz ist niemals bange
es weiß doch
wer dort droben wohnt.
Gestrandet
Damals in Long Beach
weinte ein Kind
es hatte Hunger
wie ein Philosoph nach Weisheit
ein Spezialist nach Spezialitäten
eine Telefonistin nach dem Klingeln der Telefone
Bin ich doch satt
ich wünsche allen
Sattheit nicht pur
sondern bestreuselt
und durchzogen von jener
Unzufriedenheit und dem Hunger ungestillt
der stets die Welt bewegt hat
und stets die Neugier weckt
wie jenes Kind an jenem Morgen
in Long Beach.
Regen-Reigen
Wenn der Immen Lied verstummt
wenn der Sonne Strahlenkranz
sich hinter Wolken versteckt
wenn deren Grau hernieder blickt
ist Regenzeit
Segen der er ist
kommt er doch von oben
ist er des Landmanns Freude,
des Städters Leid
Zeit für zu Hause
Zeit für Einkehr
Zeit, die nassen Schuhe
ruhen zu lassen
Pantoffelzeit
bis des Himmels Tränen
an den Fenstern
vertrocknet sind
die Spuren des Regens
getilgt.
Planeten – betreten
Ein kleiner Schritt für den Menschen
ein großer Schritt für die Menschheit
auf dem Mond
ein kleiner Fuß
wird einmal groß
tritt auf den Boden
tritt auf diesen Planeten
tritt auf den Sand
des Strandes
seine Spur
wird gelöscht
wie die Spuren
der meisten von uns
doch unmerklich
hinterlassen
wir sie doch.
Stuhlgang
Tausende Gestühle
haben touristengefüllt
den Sommer gesehen
leergähnend
sind sie
der nächsten Saison harrend
rot weiß grün
oder gestreift
der Terrassen Herren
bis der Winter
sie verräumt
in die geschlossenen Lokale
dahindämmernd
geschlichtet
ruhen sie
bis von dannen er
kommen wird
der Sommer
der nächste.
Traunsee
Soll man ihm trauen
dem Traunsee
die Wellen schlagen hoch
manchmal
Sturmwarnungen
sind nicht
zu unterschätzen
man beeilt sich besser
das Ufer zu gewinnen
verlieren
könnte man
sein Leben
doch nicht nur
hier
sondern auch
da, da,
dort, dort –
bald kommt er
der Herbst
doch wenn’s schon
Winter wird im Frühling
ist’s bitterkalt
und bitter
Schwant
ein Steg
aus Holz
ein Schwan
so stolz
Stege aus Stecken
Schwäne sie schmecken
nicht …
ein Schiff
aus Holz
ein Kapitän
so stolz
Segel aus Flicken
Boote, an Stricken
Licht …
ein Stab
aus Holz
ein Wanderer
so stolz
Wege in Stücken
Schuhe mit Lücken
un-dicht.
Bier
Hopfen und Malz –
Gott, er
hat’s wirklich
erhalten
seit damals
braucht
Kraft, wer schafft
und Gerstensa-
men der Bauer
kaum einer mehr
achtet das
Reinheitsgebot
was da wohl
alles drin ist!
Ich tu’ das Puzzle
Mein Leben sei
Teil eines
riesigen Puzzles –
Basels größten Puzzles
vielleicht –
Quassel sei
jedoch die Strippe
allein
Hustle hieß der Tanz
damals –
wäre es mit
Hass erfüllt,
mein Leben,
täte ich diesen Tanz
vermutlich
mit Permanenz
Alphabet
Mein Leben sei
eine Welle
im Meer
mit der Form
des Buchstabens
Alpha
eine Alpha-Welle
sozusagen
ein Zustand
in welchem ich mich befinde
und
zu leben wage.
Über Kimme und Korn
Wär’ mein Leben
ein Weizenkorn
in einem Feld
von Weizen
würd’ ich’s
leiden –
in einem Feld
von Gerste
als Weizenkorn
fände ich mich
vermutlich
nicht zu recht
und das
zu recht?
Beschluss
Damals,
weit hinter
dem Horizont
der Ewigkeit
ward es
beschlossen:
Dies sei
mein Leben
unverwechselbar
unwiederbringlich
meins
es gab dafür
ja auch
keine andere
Verwendungsmöglichkeit …
Mein Leben
was liegt
drum herum
drum herum
liegt nichts
mein Leben
ist alles
weil ICH
im All bin
liegt
drum herum
alles auch
Kombination
lässt sich
Leben mit Leben
kombinieren
aber ja
du und ich
die perfekte
Kombination
beinah
perfekt
Aug’ aus Glas
Kann ich
mein
Leben
vergrößern?
eine Ameise
erscheint größer
unter dem
Vergrößerungsglas
sie bleibt jedoch
eine Ameise
wahre Größe
ist nicht
aus Glas.
Komplex
Verkleinere dein Leben
bis zur totalen
Minderwertigkeit
verkleinere
du es
die anderen
werden ein
Übriges tun
stell dir vor
du seiest du
Urheber
akzeptiere es
vielmehr
DU bist
der erste Weg
zur Besserung
Anordnung
Kann ich die
Anordnung
ändern in
meinem Leben?
Nicht im Früher
im Jetzt vielmehr
im Morgen
auch jetzt
Anordnung
doch wer
hat sie
angeordnet
Wie sich Spinnen lieben
Wie lieben sich Spinnen?
Sind sie von Sinnen?
Spinnen sie denn,
woman and man?
Bei allen Arten
frisst das Weibchen
den Gatten
nach dem Verkehr
kommt’s zum Verzehr.
Der Geschichte Moral
aber in jedem Fall:
Eine spinnt immer
die andere nimmer!
Adler
Adliger
der Lüfte
am edelsten
ziehst du
deine Kreise
unter all
der Vögel Schar
hoch droben
ein König
bist du
Adler
Salzkammergut
von den Habs-
zu den Hätts-
burgern
ein Streit
um des
Kaisers Bart
ist immer nett
und nicht
Salzkammerschlecht.
Urlaubsbekanntschaften
Sinha Moca ärgerte sich
über ihren Vater,
den Sklavenhalter
die Jungfer mit
dem Affengesicht
ärgerte sich
täglich wenn sie
am Morgen
in den Spiegel sah.
Nur die Pomeranze
erfreute sich
ihres Landei-Daseins.
Nachtwasser
Wellen murmeln
am Gestade
Wort verloren
in der Dunkelheit
wild wie einst
wenn der
Donnersturm
hernieder brach
gewaltige
Erinnerung
doch ein
Murmeln jetzt
nur
mehr
Punktum
Hier und jetzt
eingequetscht
zwischen
zwei Ewigkeiten
staubgekörnt
wie ein Punkt
ohne Ausdehnung
und trotzdem …
38/45
Das Kind mit dem
Eierkopf
der Uniformierte mit dem
Totenkopf
es bleiben Schalen
Knochengeriesel
stumm schreiend
ins Jetzt
Über den Unsinn mit Staberln zu wandern, und zu fotografieren
Hast du je einen nordischen Walk hingelegt –
was soll das bringen –
Stecken, links und rechts –
beinah nachzuschleifen
da hat einer zu viele Skistöcke produziert,
und nachher einen Absatzmarkt gesucht,
geschickt taktiert und jetzt rennen
die Leute mit zwei Stecken durch
die Landschaft
vielleicht hat auch ein Gesundheitsminister beschlossen,
das Gehen wieder hoffähig zu machen.
Fotografieren – wofür – die Bilder liegen doch nur herum
und verschmutzen die Umwelt – die haben auch
nichts besseres zu denken,
als die Welt durch viereckige Löcher zu betrachten.
Bekanntschaft mit Ei
Sie fragte: „Wie machst Du eigentlich Bekanntschaften in einem Lokal?“
Ich sagte: „Gar nicht, denn ich kann mich nicht irgendwo dazusetzen, da ich
möglicherweise als Störenfried gelten könnte; nicht einmal mehr am Land ist das schicklich.“ Aber mit dem Personal sei das noch einigermaßen möglich.
Darauf ging ich in einen Gasthof, bestellte ein Bier und beim Zahlen sagte ich zur Kellnerin: „Ein Mann kommt in ein Lokal und fragt: Haben Sie etwas Gescheites zum Essen? Der Kellner antwortet: Ja, Hirn mit Ei.“
Fischrestaurant
Ich betrat den Steg. Es fischelte.
Auch, als ich ihn wieder verließ.
In der Gaststube wurde ich von
der Kellnerin begrüßt.
Meine Frage
nach einer Kürbiscremesuppe wurde bejaht.
Ja, die könne man servieren.
Ich bestellte noch ein Bier dazu,
welches mir prompt auf den Tisch gestellt wurde,
der mit kleinen Kürbissen –
eine Vorahnung auf die Suppe –
dekoriert war.
Diese stand auch alsbald vor mir auf dem Tischtuch,
ich aß, trank und verließ das Lokal gegen neun Uhr abends.
Ich trat auf den Steg
Es fischelte.
34?
In der Zeitung steht,
dass einige Banken bankrott machen werden –
muss man um sein Geld fürchten?
Nein, sagt sie,
die Einlagen seien vom Staat gesichert,
aber es stehe eine Rezession bevor,
wenngleich sich alles bis Jahresende beruhigen werde.
Die Automobilindustrie habe hohe Einbußen zu verzeichnen.
Anruf um 9
Ich rufe an wegen der Anthologie,
vom vergangenen Monat,
ob schon eine Entscheidung vorliegt,
ob ich mit meinen Gedichten eventuell
hineingekommen bin,
nein leider, es liegt noch keine Entscheidung vor,
es wurden nämlich von neunzig Dichtern
Werke eingereicht,
und die Jury mit vier Personen hat alle Hände
voll zu tun.
Ach so, na klar, verstehe,
ich sitze hier am See
und blicke aus dem Fenster,
es ist herrliches Wetter;
- und ich bin hier im Büro,
es ist alles grau in grau,
- na, dann wünsche ich Ihnen alles Gute –
auf Wiederhören.
20 Jahre danach
Wie trifft man jemanden,
den man seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat –
doch, er war immer präsent,
denn ein Freund konnte ihn wundervoll parodieren.
Wird er noch immer der Parodie entsprechen?
Nein, höchstwahrscheinlich wird er sich geändert haben,
wie auch ich in all den Jahren.
Am Telefon hat er angekündigt,
dass ich ihn nicht mehr an seinem Bart erkennen werde,
aber dafür sei sein Bauch größer geworden –
wie der meine auch,
aber das tut ja der Wiedersehensfreude
keinen Abbruch.
Über die Beschäftigungspolitik im Universum
Wozu soll das gut sein?
Ich komme als Mensch auf die Welt
und durch irgendein Karma
werde ich im nächsten Leben
zum Tier, zu einer Giraffe,
oder einer Schnecke vielleicht,
nicht ein zweites Mal dasselbe als zuvor,
aber doch, als irgendein Wesen,
auch als Pflanze ist es denkbar,
aber wo ist der Sinn des Ganzen.
Wozu soll das gut sein?
Psychologen
Also mit den Psychologen habe ich Glück:
der eine lobt mich wegen meiner Lebenserfahrung,
für die ich eigentlich nichts kann
und der andere bietet mir einen Termin
für ein Treffen an.
Der eine möchte von mir gute Ratschläge
und der andere freut sich,
dass es mir gut geht.
Wer Soziologie studiert,
kennt die anderen nicht
und wer Psychologie studiert,
kennt sich selber nicht,
ist mir vor vielen Jahren einmal gesagt worden.
Ich weiß nicht, ob das stimmt.
Rezession
Das kleine Lokal an der Straße,
wo das Bier 3,60 Euro kostet,
Autos rollen vorbei,
wie viele sind wohl davon schon abbezahlt?
Vielleicht die Hälfte, vielleicht weniger.
Der Koch bereitet mir ein Lachssteak zu,
man vergönnt sich ja sonst alles.
Ein Dicker betritt den Raum,
wird auch er abnehmen
in den Zeiten der Rezession?
Ich jedenfalls werde nachher
noch einen Kaffee trinken
nach altem Brauch –
es muss ja nicht immer eine Nachspeise sein,
aber in einem anderen Lokal,
wo auch schon eine Kellnerin
auf mich wartet
und auf meine Konsumation.
Kleines Angel-Gerangel
Der Fischer
in die Stille
horchend
ein Windhauch
ein Plätschern
ein Ziehen an
der Angel
blitzschnell
aus seiner
Starre aufgewacht
drehend an
der kleinen Kurbel
der Fang
gelöst vom Haken
Köder auswerfen
wieder setzen
und warten
Computerlarifari
Ein Freund schenkte mir einen PC.
Da ich schon einen besaß, benötigte
ich kein Zweitgerät. Ich sah mich nach
einem geeigneten Abnehmer um. Da
fiel mir ein, dass Lisa ihren kaputt
gemacht hatte und somit einen neuen –
oder gebrauchten – haben wollte. Sie
versprach mir 30 Euro dafür. Gut,
sagte ich, ich bin einverstanden. Sie
holte also das Gerät mitsamt dem Drucker
ab, probierte es zu Hause aus und es
funktionierte auch. Am nächsten Tag
rief sie mich an und meinte, der PC
funktioniere nun nicht mehr. Ich
lehnte jede Verantwortung ab, wollte
ihn auch nicht zurücknehmen. Lisa
war daraufhin fuchsteufelswild. Ich
beschloss daher, keine solchen Geschäfte
mehr zu machen. Es schaut sowieso nix
dabei heraus. Schockschwerenot…
Lesungen
Ein Professor S. Glögg reiste aus
Wien heran und hielt hier einen
wissenschaftlichen Vortrag bei
freiem Eintritt. Sein Verleger war
dabei und bot dort selbst zahlreiche
seiner Schriften und Bücher feil.
Es wurden ganze drei Exemplare bei
vollem Haus verkauft. Der Professor
machte so etwas nie wieder, da
sein Plan, zahlreiche Werke zu
verkaufen, fehlgeschlagen war. Dies
nur zu der Annahme, dass Lesungen
nur zur Bekanntmachung von Büchern
dienen und nicht eine Einnahmequelle
darstellen.
Fluktuation
Es gab bei uns ein Lokal, das
ich sehr oft frequentierte und
wo ein ständiger Personalwechsel
stattfand. Ich fand buchstäblich
bei jedem Besuch eine andere
Kellnerin vor. Der Wirt war
ein Unschrat und ich der Meinung,
dass seinetwegen das
Personal stark wechselte, vielleicht
weil er den Kellnerinnen unsittliche
Anträge machte. Ich
äußerte meine Meinung Frau N.
gegenüber. Diese meinte, so etwas
könne man nicht sagen, der
Wirt sei sicher ehrenhaft. Ich
schrie sie darauf an, sie könne
mich doch weder der Unredlichkeit
zeihen noch des Rufmordes,
sprang auf und verließ das
Lokal.
Unterschied
Impressionen –
Expressionen –
Depressionen –
Wo ist der
Unterschied?
Ich warte auf Dich
an der Bar diesmal
es ist uns kein Tisch
gedeckt
der vielen Leute wegen
das Lokal ist voll
voll von Erwartung
bin ich
auf dein Erscheinen
gespannt
nach zehn wird es sein
nach einer Woche
Abstinenz
an der Bar.
Ein spanischer Abend
in der Bodega
Wortfetzen verkünden
ein buenas tardes
die Plakate an der Wand
ein Feuerwerk spanischer
Grandezza
Rotwein in den Gläsern
übervoll manches Herz
Enrique der Chef
doch Heinz heißt er
Tapas verschwinden in
hungrigen Mündern
auch ich bin satt
und es ist spät.
Der alte Mann
dort beim Fenster
am Wein der
Enttäuschung nippend
sein Leben voll davon
griesgrämige Erscheinung
die er ist
hat er die
Jahre abgelebt
nicht trauernd
um jemand
aber um seine
Jugend
ging er doch damals
an ihr
vorbei.
Der dort
in der Ecke
mit dem schlimmen Bein
er nahm sich
die Freiheit
beim Seminar
immer zu spät
zu kommen
was mich nicht
berührte im Gegensatz
zu den anderen
kaufte er mir
doch fünf Bücher ab.
Das Seminar
das doch kein
Leergang war
voll vielmehr
von Aussagen
nach Kräften
betonend was
jeder schon
insgeheim wusste
finden konnte
was er wollte
suchte er
doch nichts.
Nach acht
war da keiner
mehr im Hotel
das Personal
machte sich
bereit zum
Heimgang
oder einer
Fahrt vielmehr
welche wir
morgen auch
antreten wollen
die letzte
hat wohl
noch keiner
im Sinn
Am Ufer
an dem einen
nämlich wo
wir uns befinden
wie auch an
dem anderen
gegenüber
liegt Schnee
hier weiße Dächer
dort Wald
wie aus Zucker
dazwischen
die Scholle
aus Eis,
darauf
eine Möwe
einzeln
beide.
Die Rollen als Mann
auf den Bühnen
des Lebens
kennen zu lernen
zog ich nicht aus
fast angepasst
sind sie mir
worden
gelegentlich
war ich Regisseur
und Schauspieler
zugleich
über mir
ein grundgütiger
Intendant.
Kreativität
Jeder ein Schöpfer
Bilder malen
sich nicht selbst
Ein Schöpfer jeder
Seiten füllen
sich nicht selbst
Der Lohn der
Blattangst
der Blockaden
kommt allein
vom Publikum
man ruft zu dir
sei ein Schöpfer
Bilder, Seiten
bleiben stumm.
Abreisetag
Außer dem Gepäck
mit schmutziger Wäsche
Mitnahme von einem
Abriss
über das Gesagte
hier getane
zuhause
der Wäsche Waschung
sie konvertiert wieder
zur Sauberkeit
der Rest
wird irgendwann
aus der Vergangenheit
hervorgeholt
verändert
Concerto
Ein verschlepptes Madrigal
im circensischen Kreis
mundberührte süßlich
teutonische Weisen
traute Sprechweise
und hallender Schmettergesang
willkürlich verbunden
mit mondener Düsternis
herbstfallendes Blätterwerk
deucht mich karfunkelnd
glaube mir, ach glaube mir
Papst Benedikt
meine Zehen sind rein
ein Concerto grosso
gar lieblich und fein.
Auszeit
Der Zaunhirsch und der Duttelduh
das Wirtshaus dort „Zur ewigen Ruh“
zwei Brabbeltanten, Wäschefrauen
die Tierlein in den grünen Auen
Vierkanthöcker auf Kamelen
das Brennen und das dumpfe Schwelen
Bier, Most und Kartenspielverleiher
ein Achter und ein halber Dreier
Tränen, Rotz und blaue Bänder
Kartausen, Stiegen und Geländer
ein Vögelein im bunten Flaus
zwei Schnecken und ein Freudenhaus
Belachtes und auch Zeit zum Weinen
Schnürlregen, Hundeleinen
Mastochsenfleisch und Pumpenschwengel
der Retter und sein liebster Engel
Belutschistan und Trinidad
ein Auto, was man sonst noch hat
Liebesdiener, Roggenfelder
Milzbrand, Lachs und Feuermelder,
Hasstiraden, Schimpfkanonen,
Blüten, die im Garten thronen
Zitronenfalter, Würgeschlangen
Orangen, die am Baum noch hangen
Notenblätter, Pampelmusen
ein zartes, doch auch heißes Schmusen
Entenhausen, Troubadoure
die Heilige und auch die Hure
Treppensteigen, Würzgebinde
Eichenbaum und Buche, Linde
Wer mag das Zwirtfellshörnchen stören
auf Bibel und auf Zeitung hören?
Die Brille und die Zigarette
Welschriesling, die Braut im Bette
Hast ein Zwergschaf du im Zwinger?
Schatten, Speck und Freistilringer
Ohrringelspiel, verzwicktes Walzen
Warzenschwein und lautes Schnalzen
Wirklichkeit und trüber Schein
ein hasserfülltes Mausilein
Willkürszenen, sanftes Sehnen
und daraus entstandnes Wähnen
der Rubikon ist überschritten
der Reiter ist auf Sand geritten
zügelloses Uferschauen
ein Mann und braungebrannte Frauen
herzallerliebster Watschenstock
die Nachtigall im roten Rock
Hirtenspiel und Blätterlaus
aus.
Happy Birthday!
A monster coming from Loch Ness
A captain and a stewardess
A Bentley and a Silver Shadow
The flowers blooming on a meadow
Obama and his little sister
The president and his minister
A fish in the aquarium
A minstrel singing “diddeldum”
A parrot and a mouse in cages
The Boogie and Rock of ages
Henry the 8th and seven wives
The dreams and struggles of our lives
An astronaut and seven dwarfs
Six trousers and five hundred scarfs
A cat, a dog, all countrymen
A caterpillar, cock and hen
A teacher singing “Auld lang syne”
A bottle filled with summerwine
From whiskey, beer and gin a little
A musician playing on his fiddle
The promises and the sensations
All say to you: CONGRATULATIONS!
Seasons Greetings
Christmas is the feast of love
With blessings coming from above
All around is calm and bright
The table ‘s set with candlelight
Outside the snow is falling down
You have got some sorrows? Please don’t frown
Sleighbell ‘s heard from near and far
The winter tires are on your car
Snow melting in the wintersun
All the years work is almost done
The presents brought by Santa Claus
Fill your stockings to the toes
No mater if you think wrong or right
An angel guides you day and night
A fairytale is on your mind
Of people acting warm and kind
The world is one there all around
In your thoughts you’re homeward bound.
MERRY CHRISTMAS!
s Handy
Ih woas net, woas ba de Japana
Oda am End ba de Amerikana
daß’s ois easchta aufkema is
oba oans is heit gaunz g’wiß
in da Famülie, unta Kolleg’n
is so a Handy oft a Seg’n.
In’n Kino freilih gibt’s a Empörung
empfindt ma’s oft ois Ruhestörung.
Ban Busfoan, ah aun de Stroßneckn
siagt ma’s in Kopf zan Handy steck’n
„Ih bin grod in ana g’wiß’n Stroß’n“ –
„Ih kimm glei“ se se vanehma lossn
Es is schia nimma zan vuastön heit
wia’s ohne Handy fria san auskema d’Leit
und söbst am Heisl – bist du deppat
host d’Not, waun gach des Handy scheppat.
Ih hob ka Handy, ih loß’s bleibn
Ih tua vü liaba Briafal schreib’n.
Da Flohmoakt
Hodan, Floschn und oids Eis‘n
Audenga ah vau maunche Reis‘n
Kuchlg’schia, Biacha, Büdarahmen
Weakzeig, Schiame fia de Damen
Kastln, Spüzeig, Waundasteck’n
an Huad, um d’Glotz’n gach z’vadeck’n
zan Zaumkeahn gibt’s an Reisatbes‘n
a oide Zeidung ah zan Les’n
an Sessl mid an hining Hax’n
a Butt’n zan Trog’n buglkrax’n
a Kruzifix midn Heagod drauf
woat ah drauf, das es oana kauf
ih stöh mih dazua, los mih aupreis’n
ih g’hea jo ah scho zan oidn Eis’n!
Heabst
Da Heabst kimmt, s’easchte Blattl foit
Da Wind blost rauh durch Föd und Woid
Bis Ollaheulichn is’s nimma laung hi
Ih deng aun mih und wia ih bi:
Da Jüngste nimma, wea ah scho oid –
Da Heabst kimmt, s’easchte Blattl foit.
Mei Weg
A bissl stoanig, a bissl grod
a bissl grea, a bissl rod
oft d’Schreamsn zan Dablosn grod
a bissl schwoaz, a bissl blau
dua d’Mittn duri, gaunz genau
manchs Moi oft a kloana Steg
sauba oft, doch oft voi Dreg
Des woa mei Weg.
In da Disco
In da Disco, de junga Leit‘
haum ban Taunzn eana Freid‘
Ih hob’s ah g’hobt, do woa ih noh jinga
oba fia de laude Musi, do riah‘ ih koan Finga!
Heit sitz ih ban Fernseh’n und bei mein‘ Bia
stott daß ih zappöt bis in da Friah.
Tua – nia – Tänza bin ih, bei meina Eah‘
und gib fia dös Taunzn koan Schülling meah hea.
Da Wü’n
Es is nämlih a so:
De oan woin haum,
wos de aundan net haum woin,
wäu de oan dös aundas haum woin.
Sollat’n desweg’n de aundan haum woin,
wos de oan ah haum woin?
Waun de oan haum woin,
wos da aundan haum woin,
daun wah‘ dös woi sch’o g’nua!
Es apert
Da Schnee
geht furt
und durt
und do
die Bleamal
wia schee!
Boid is Ostern
und in Woid
de Vegal
de singan
daß’s hoit.
’s Fruahjoah
schiaßt ei
und ma
tuat se gfrei
waunns
apern tuat
guat!
Dös G’redad
Ban Pichlerbauern über d’Nocht
ea hod sih ba da Oabat ibamocht –
hod’s in sei Hirn eig’schlog’n.
De Leit im Dorf, de frog’n:
„Is ea narrisch woan, deppat, bled?“
Imma ärga wiad dös G’red:
„D’Rettung hod eam g’hoid –
woit ea sih aufhänga d’runt im Woid?“
„In’s Noanhaus haum’s eam g’fiaht, den Noarrn!“
„Ea derf nia wieda Traktoa foahn!“
„Wia kaun sei Frau dös nua ertrog’n?“
Off’n bleib’n vüle Frog’n.
Dea Pforra is a g’scheita Mau
er trest‘ den Pichlerbau’n sei Frau
er sogt: „Bet’s fia eam!“ bei der Sundochspredigt.
Und damit woa da Foi erledigt.
Da Pichlabauer, in Spitäu inzwischen,
tramt van Jog’n und van Fisch’n
es geht eam scho vü bessa heit
hod nix mitkriagt van G’redad vo de Leit.
Des Raugga
Des Raugga, wia a jeda woas,
is u’gsund, und de Lebensroas
wiad kiaza, waun ma’s recht betreibt
und viazg Tschik in Dog se einverleibt.
Ma frogt se, woarum so vüle Leit
ob’s hiazt dumm san oda g’scheit
oane noch da aundan obeschlingan
und den gaunzn wos ohg’wingan?
In da Fruah glei, nuh vurn Essen
wiad auf d’Easchte scho net vagessn
z’Mittog, stott da Möhspeis daun
is scho wieda s’Raugga draun
dazwischen, noch Gelegenheit,
wiad g’rauggt, daß se de Lumpö g’freit
auf d’Nocht, im Bett, geht’s oft bled her
und daun hüft nua de Feiaweah.
D’rum iah Leit, ih muas enk rot’n:
Heat’s auf zan Raugga, kinnt’s es grot’n!
Limericks I
Einen Unfall hatt’ einmal in Bergen
der kleinste von den sieben Zwergen
der Wagen war hin
und man musste ihn
aus dem Auto von Matchbox dann bergen.
Da war mal ne Witwe in Siegen
die wollte viel weniger wiegen
von morgens bis spät
macht’ sie Diät
jetzt kann sie beinahe schon fliegen.
Einer hatte in Wien eine Tochter
die bös’ war, doch trotzdem, die mocht’ er
sie kam vor Gericht
das störte ihn nicht
trotz all’m, ihre Ehre verfocht er.
Ich hatte ne Tante in München
die wollte der Pöbel mal lynchen
das Blut spritzte sehr
die kreuz und die quer
man musste die Wände neu tünchen.
Limericks II
Es war einmal ein Schuster in Hamburg,
der war auch ein guter Dramaturg,
er verließ seine Stadt,
den Beruf den er hat,
und ging
zu den Festspielen nach Salzburg.
Ich hatte in Linz eine Tante,
die oft vor Wut heimlich entbrannte
sie ärgerte sich
sehr oft über mich
und auch über viele Verwandte.
Es war einmal ein Mann in St. Peter
wenn er heimkam, dann ging es oft spät her
er betrank sich oft sehr
es wurd’ immer mehr
fiel dann blunzenfett neben das Bett er.
Limericks III
Es gibt viele Leute in Bayern
die zahlen zu spät ihre Steuern
sie scheuen sich nicht
und gehen vor Gericht
man wird ihre Steuern verteuern.
Ich hatte ´ne Tante in Bremen
die wollte sich nie so recht schämen
Sie tanzt’ splitternackt
posiert’ für nen Akt
die Zuschauer konnte sie lähmen.