Ankunft?

 

Ein Bus voller Seelen

auf dem Weg nach hier,

hungrig nach Sonne, viel Meer, Licht

höre ich sie, des Abends

lachen im Garten

Gäste hier nur

wie wir alle

Gästebetreuer der ich

einst war

ist immer nur einer

gewesen

eigentlich

bedürfen sie doch der Betreuung

die Gäste, krank

und auf der Suche

nach einem Weg.

Begleiter in der Stille des Tages

die der Nacht Kühle

weicht am Morgen.

 


Hotel Venezia

 

Das Ritz in Moskau mit

sieben Sowjetstern-Schnuppen

Kalifornien

als solches Hotel beschrieben

bekannt wohl –

wer (ver-)mag sie aufzusuchen?

Das Hotel Venezia hingegen

und Tortoreto – wer kennt

das schon?

Kennenswert jedoch

ist die Familie,

jene nämlich

die hier den Gast umsorgt.

Wie soll’s auch anders sein,

familiär ist Mensch

hier aufgenommen.


Kommunikation

 

Gespräche und Lachen

dringen herauf

an meinen Balkon

indirekt die Beleuchtung

es riecht nach Kommunikation

im rechten Licht

niemand scheinbar

denkt an Streit

der Filz blieb zuhause

mag er dort warten

auf die Rückkunft

desjenigen, dem der

Sinn danach steht

doch noch sind die Becher

gefüllt, Prost und Salute.

Wo es schön ist,

da ist mein Vaterland

mit dem süßen Beigeschmack

von Gelati diesmal …


Erfolgserlebnisse

 

Ich hätte es mir sowieso abgewöhnt

das Rauchen

hier in Italien wird einem

die Entscheidung für und wider

schon halb abgenommen

rauchfreie Züge

rauchfreie Lokale

doch will ich mein Laster

in diesem schönen Land nicht lassen

nein, daheim bei einer Kur

will ich die letzte Zigarette rauchen

ist es mir doch dreimal gelungen

das Rauchen aufzugeben

Erfolgserlebnisse waren es

und die Sucht nach Erfolg

trieb mich dazu

es auch wieder anzufangen.


Prägung

 

„Posthumus, lass doch die

Flaschen im hintersten Keller

nicht verrotten

eine Bouteille Falerners

wäre angebracht“

Lateinunterricht prägte mich

was den Genuss

des Lebens anbelangt

ist es doch zu kurz

für schlechten Wein.

 

 


Wendekreis

 

Unter den Wedeln der Palmen

stachelig irgendwie

diese fotografisch einzufangen

zog ich nicht aus

eigentlich

sollen sie mir dienen

wie die Fächer der Pharaonen

ein Lied zu singen

imaginativ

von des Südens Natur

Vegetation an Poseidons Stränden

Dattelhaine im Überschwang

sonnengereift

umgeben von Grün

dieweilen ich schaue

des Himmels Azur

goldfarben der Sand

umspült von Wellen

allerlei Meeresgetier

ein Wendekreis des Krebses.


Urlaub

 

Das Urlaub

stammt vom Baume der Erkenntnis

Der Urlaub

vom Chef, dem Betrieb, der Gewerkschaft

verbracht in der Sonne des Südens

oder der mitternächtlichen

des Nordens

soll er der Ruhe, der Erholung dienen

im Stau auf den Straßen

im Ärger mancherlei

im Stress der Freizeit

freilich

kommt er der Arbeit gleich

eines Sisyphus

der heimgeholt

von Terminen männiglich

dasselbe Schauspiel wiederholt

im nächsten Jahr.

 


Reichtum

 

Das Salz des Meeres

dem der Erde ähnlich

als Monopol dem Tabak

und dem Italiener

einst gleichgestellt

einst weißes Gold

obwohl im Überfluss

vorhanden

wie Geld

aus Armut, die im Kopf entsteht

von hohem Wert

heilsam für den einen

des Schüsslers Salzen gleich

will Geld genutzt sein

weise und mit Großmut

Salz und Geld

sind Reichtum dem

der wahrlich sie

zu schätzen weiß.


Windneurose

 

Orientierungslos

die Kompassnadel festgefroren

Sextanten oder sieben

Leben sind verbraucht.

In jede Richtung wenden

doch immer hart am Pol.

Minusgrade spürst du

durchdringen deine Haut

den krank geschundnen Körper

doch noch Humor des Galgens

hast du entwickelt, Gott sei Dank.

Neid als dein Zeitgenosse

die anderen haben alle Schuld.

Zur Sucht wird dir das Suchen

die Taschen hart vom Blei

aggressiv, gemein, geduldlos

hast du zu vergeben Angst.

Immer fehlt es dir an Ruhe

die du zu finden bist bestimmt.


Zentriert

 

Wo ist das Zentrum dieser Stadt?

Ist es

ein Baum

ein Haus

eine Kirche

oder bin ich selbst

gar der Mittelpunkt

solange ich mich

innerhalb ihrer Grenzen

bewege?

Bin ich etwa auch

wenn schon nicht

der Mittelpunkt der Erde

so doch

das Zentrum der Welt

vor allem

der meinen?


Auch das

 

Eine Mauer,

darauf Zwergrosen, verdorrt

dahinter die Krone einer Dattelpalme

noch weiter dahinter ein Haus, modern

davor Straßenbeleuchtung

links davor ein Hausdach, rot

darauf eine Satellitenschüssel,

aus der ein Antennenbaum hervor wächst.

Links Palme Nummer Zwei

davor wieder Mauer

daran Wäscheaufhängungsvorrichtung

mit zwei Badetüchern, halbtrocken.

Rechts von mir ein Tischchen, weiß.

Mineralwasserflasche, halb voll

(positiv gedacht)

mit einem Becher (leer)

und ein schwarzer Aschenbecher

der Firma „Illuminati“ –

gibt’s die?


Fülle

 

Leergebinde

wartete auf die Wiederbefüllung

ich habe gewartet auf ein Wiederfühlen

wie ich es zuvor kannte

das Gefühl von

„ich muss hinaus“

den Kuss

der Muse entgegen

ich traf sie wieder

im Pinienhain

der vestalischen Jungfrauen

im Schatten der Bäume

beschirmt auch von Palmen

dem Dichter ein Trost

gelöst und frei.


Nachtdenklich

 

In dem nächtlichen Himmel

streckt ein Baum seine Zweige

Sternenlicht

in einem dunklen, samtenen Teppich,

eine Straße, erfüllt mit Licht

hie und da ein Fahrzeug

das die nächtliche Idylle durchbricht

oder das Vorbeidonnern

eines Zuges nahebei.

Der Süden erfüllt den

Septemberabend

mit lauer Luft

Menschen sitzen beim Fernsehen,

schlafen, sind krank oder

machen Liebe

wie viele wohl

von jeder Art?

 

 


Seh-Sterne

 

Ein Blick in deine Augen

macht mich ruhig

nicht, dass Morpheus

mich in seine Arme

nehmen will

doch sicher

in meinen Belangen

sicherer noch

dass du es bist

die mir hinfort

Liebe und Vertrauen

schenken soll

deine Augen

sind Sterne

die für mich leuchten

bei Nacht und Tage

alltäglich jedoch

sind sie niemals.

 


Der Narr

 

Der Narr, wie er ist

in seiner Labilität

ist er stabil

arglos tritt er in

den Rachen des Krokodils

als wär’s

gar nicht da

Kinder und er

sagt man

sprächen die Wahrheit

und somit hat

was er sagt

auch Hand und Fuß.

 

 


Der Herzen Wohnung

 

Hörst Du die Hunde

in der katzengrauen

Dämmerung bellen

warnend gegen den Mond?

Gesichter ungesehen

gespenstisches Gelichter

zieht mit dem Wind

wirklich nur

die dunkle Landschaft.

Kein Licht hat jemals

sie erhellt

wird es bald ein Morgen geben

für mich, dich

und den Rest der Welt?

Aber langsam kriecht die Sonne

übern fernen Horizont

ein gutes Herz ist niemals bange

es weiß doch

wer dort droben wohnt.


Gestrandet

 

Damals in Long Beach

weinte ein Kind

es hatte Hunger

wie ein Philosoph nach Weisheit

ein Spezialist nach Spezialitäten

eine Telefonistin nach dem Klingeln der Telefone

Bin ich doch satt

ich wünsche allen

Sattheit nicht pur

sondern bestreuselt

und durchzogen von jener

Unzufriedenheit und dem Hunger ungestillt

der stets die Welt bewegt hat

und stets die Neugier weckt

wie jenes Kind an jenem Morgen

in Long Beach.

 

 


Regen-Reigen

 

Wenn der Immen Lied verstummt

wenn der Sonne Strahlenkranz

sich hinter Wolken versteckt

wenn deren Grau hernieder blickt

ist Regenzeit

Segen der er ist

kommt er doch von oben

ist er des Landmanns Freude,

des Städters Leid

Zeit für zu Hause

Zeit für Einkehr

Zeit, die nassen Schuhe

ruhen zu lassen

Pantoffelzeit

bis des Himmels Tränen

an den Fenstern

vertrocknet sind

die Spuren des Regens

getilgt.


Planeten – betreten

 

Ein kleiner Schritt für den Menschen

ein großer Schritt für die Menschheit

auf dem Mond

ein kleiner Fuß

wird einmal groß

tritt auf den Boden

tritt auf diesen Planeten

tritt auf den Sand

des Strandes

seine Spur

wird gelöscht

wie die Spuren

der meisten von uns

doch unmerklich

hinterlassen

wir sie doch.

 

 


Stuhlgang

 

Tausende Gestühle

haben touristengefüllt

den Sommer gesehen

leergähnend

sind sie

der nächsten Saison harrend

rot weiß grün

oder gestreift

der Terrassen Herren

bis der Winter

sie verräumt

in die geschlossenen Lokale

dahindämmernd

geschlichtet

ruhen sie

bis von dannen er

kommen wird

der Sommer

der nächste.


Traunsee

 

Soll man ihm trauen

dem Traunsee

die Wellen schlagen hoch

manchmal

Sturmwarnungen

sind nicht

zu unterschätzen

man beeilt sich besser

das Ufer zu gewinnen

verlieren

könnte man

sein Leben

doch nicht nur

hier

sondern auch

da, da,

dort, dort –

bald kommt er

der Herbst

doch wenn’s schon

Winter wird im Frühling

ist’s bitterkalt

und bitter


Schwant

 

ein Steg

aus Holz

ein Schwan

so stolz

Stege aus Stecken

Schwäne sie schmecken

nicht …

ein Schiff

aus Holz

ein Kapitän

so stolz

Segel aus Flicken

Boote, an Stricken

Licht …

ein Stab

aus Holz

ein Wanderer

so stolz

Wege in Stücken

Schuhe mit Lücken

un-dicht.


Bier

 

Hopfen und Malz –

Gott, er

hat’s wirklich

erhalten

seit damals

braucht

Kraft, wer schafft

und Gerstensa-

men der Bauer

kaum einer mehr

achtet das

Reinheitsgebot

was da wohl

alles drin ist!

 


Ich tu’ das Puzzle

 

Mein Leben sei

Teil eines

riesigen Puzzles –

Basels größten Puzzles

vielleicht –

Quassel sei

jedoch die Strippe

allein

Hustle hieß der Tanz

damals –

wäre es mit

Hass erfüllt,

mein Leben,

täte ich diesen Tanz

vermutlich

mit Permanenz

 

 


Alphabet

 

Mein Leben sei

eine Welle

im Meer

mit der Form

des Buchstabens

Alpha

eine Alpha-Welle

sozusagen

ein Zustand

in welchem ich mich befinde

und

zu leben wage.

 

 


Über Kimme und Korn

 

Wär’ mein Leben

ein Weizenkorn

in einem Feld

von Weizen

würd’ ich’s

leiden –

in einem Feld

von Gerste

als Weizenkorn

fände ich mich

vermutlich

nicht zu recht

und das

zu recht?

 

 


Beschluss

 

Damals,

weit hinter

dem Horizont

der Ewigkeit

ward es

beschlossen:

Dies sei

mein Leben

unverwechselbar

unwiederbringlich

meins

es gab dafür

ja auch

keine andere

Verwendungsmöglichkeit …

 


Mein Leben

 

was liegt

drum herum

drum herum

liegt nichts

mein Leben

ist alles

weil ICH

im All bin

liegt

drum herum

alles auch

 

 


Kombination

 

lässt sich

Leben mit Leben

kombinieren

aber ja

du und ich

die perfekte

Kombination

beinah

perfekt

 

 


 

Aug’ aus Glas

 

Kann ich

mein

Leben

vergrößern?

 

eine Ameise

erscheint größer

unter dem

Vergrößerungsglas

 

sie bleibt jedoch

eine Ameise

 

wahre Größe

ist nicht

aus Glas.

 

 


Komplex

 

Verkleinere dein Leben

bis zur totalen

Minderwertigkeit

verkleinere

du es

die anderen

werden ein

Übriges tun

stell dir vor

du seiest du

Urheber

akzeptiere es

vielmehr

DU bist

der erste Weg

zur Besserung

 

 


Anordnung

 

Kann ich die

Anordnung

ändern in

meinem Leben?

Nicht im Früher

im Jetzt vielmehr

im Morgen

auch jetzt

 

Anordnung

doch wer

hat sie

angeordnet

 

 


Wie sich Spinnen lieben

 

Wie lieben sich Spinnen?

Sind sie von Sinnen?

Spinnen sie denn,

woman and man?

Bei allen Arten

frisst das Weibchen

den Gatten

nach dem Verkehr

kommt’s zum Verzehr.

Der Geschichte Moral

aber in jedem Fall:

Eine spinnt immer

die andere nimmer!

 

 


Adler

 

Adliger

der Lüfte

am edelsten

ziehst du

deine Kreise

unter all

der Vögel Schar

hoch droben

ein König

bist du

Adler

 

 


Salzkammergut

 

von den Habs-

zu den Hätts-

burgern

ein Streit

um des

Kaisers Bart

ist immer nett

und nicht

Salzkammerschlecht.

 


Urlaubsbekanntschaften

 

Sinha Moca ärgerte sich

über ihren Vater,

den Sklavenhalter

 

die Jungfer mit

dem Affengesicht

ärgerte sich

täglich wenn sie

am Morgen

in den Spiegel sah.

 

Nur die Pomeranze

erfreute sich

ihres Landei-Daseins.

 

 


Nachtwasser

 

Wellen murmeln

am Gestade

Wort verloren

in der Dunkelheit

wild wie einst

wenn der

Donnersturm

hernieder brach

gewaltige

Erinnerung

doch ein

Murmeln jetzt

nur

mehr


Punktum

 

Hier und jetzt

eingequetscht

zwischen

zwei Ewigkeiten

staubgekörnt

wie ein Punkt

ohne Ausdehnung

und trotzdem …

 

 

 

 


38/45

 

Das Kind mit dem

Eierkopf

der Uniformierte mit dem

Totenkopf

es bleiben Schalen

Knochengeriesel

stumm schreiend

ins Jetzt

 

 

 

 


Über den Unsinn mit Staberln zu wandern, und zu fotografieren

 

Hast du je einen nordischen Walk hingelegt –

was soll das bringen –

Stecken, links und rechts –

beinah nachzuschleifen

 

da hat einer zu viele Skistöcke produziert,

und nachher einen Absatzmarkt gesucht,

geschickt taktiert und jetzt rennen

die Leute mit zwei Stecken durch

die Landschaft

 

vielleicht hat auch ein Gesundheitsminister beschlossen,

das Gehen wieder hoffähig zu machen.

 

Fotografieren – wofür – die Bilder liegen doch nur herum

und verschmutzen die Umwelt – die haben auch

nichts besseres zu denken,

als die Welt durch viereckige Löcher zu betrachten.


Bekanntschaft mit Ei

 

Sie fragte: „Wie machst Du eigentlich Bekanntschaften in einem Lokal?“

Ich sagte: „Gar nicht, denn ich kann mich nicht irgendwo dazusetzen, da ich

 

möglicherweise als Störenfried gelten könnte; nicht einmal mehr am Land ist das schicklich.“ Aber mit dem Personal sei das noch einigermaßen möglich.

 

Darauf ging ich in einen Gasthof, bestellte ein Bier und beim Zahlen sagte ich zur Kellnerin: „Ein Mann kommt in ein Lokal und fragt: Haben Sie etwas Gescheites zum Essen? Der Kellner antwortet: Ja, Hirn mit Ei.“

 

 


Fischrestaurant

 

Ich betrat den Steg. Es fischelte.

Auch, als ich ihn wieder verließ.

In der Gaststube wurde ich von

der Kellnerin begrüßt.

Meine Frage

nach einer Kürbiscremesuppe wurde bejaht.

Ja, die könne man servieren.

Ich bestellte noch ein Bier dazu,

welches mir prompt auf den Tisch gestellt wurde,

der mit kleinen Kürbissen –

eine Vorahnung auf die Suppe –

dekoriert war.

Diese stand auch alsbald vor mir auf dem Tischtuch,

ich aß, trank und verließ das Lokal gegen neun Uhr abends.

Ich trat auf den Steg

Es fischelte.

 


34?

 

In der Zeitung steht,

dass einige Banken bankrott machen werden –

muss man um sein Geld fürchten?

Nein, sagt sie,

die Einlagen seien vom Staat gesichert,

aber es stehe eine Rezession bevor,

wenngleich sich alles bis Jahresende beruhigen werde.

Die Automobilindustrie habe hohe Einbußen zu verzeichnen.

 

 

 


Anruf um 9

 

Ich rufe an wegen der Anthologie,

vom vergangenen Monat,

ob schon eine Entscheidung vorliegt,

ob ich mit meinen Gedichten eventuell

hineingekommen bin,

nein leider, es liegt noch keine Entscheidung vor,

es wurden nämlich von neunzig Dichtern

Werke eingereicht,

und die Jury mit vier Personen hat alle Hände

voll zu tun.

Ach so, na klar, verstehe,

ich sitze hier am See

und blicke aus dem Fenster,

es ist herrliches Wetter;

- und ich bin hier im Büro,

es ist alles grau in grau,

- na, dann wünsche ich Ihnen alles Gute –

auf Wiederhören.

 


20 Jahre danach

 

Wie trifft man jemanden,

den man seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat –

doch, er war immer präsent,

denn ein Freund konnte ihn wundervoll parodieren.

Wird er noch immer der Parodie entsprechen?

Nein, höchstwahrscheinlich wird er sich geändert haben,

wie auch ich in all den Jahren.

Am Telefon hat er angekündigt,

dass ich ihn nicht mehr an seinem Bart erkennen werde,

aber dafür sei sein Bauch größer geworden –

wie der meine auch,

aber das tut ja der Wiedersehensfreude

keinen Abbruch.

 

 


Über die Beschäftigungspolitik im Universum

 

Wozu soll das gut sein?

Ich komme als Mensch auf die Welt

und durch irgendein Karma

werde ich im nächsten Leben

zum Tier, zu einer Giraffe,

oder einer Schnecke vielleicht,

nicht ein zweites Mal dasselbe als zuvor,

aber doch, als irgendein Wesen,

auch als Pflanze ist es denkbar,

aber wo ist der Sinn des Ganzen.

Wozu soll das gut sein?

 

 


Psychologen

 

Also mit den Psychologen habe ich Glück:

der eine lobt mich wegen meiner Lebenserfahrung,

für die ich eigentlich nichts kann

und der andere bietet mir einen Termin

für ein Treffen an.

Der eine möchte von mir gute Ratschläge

und der andere freut sich,

dass es mir gut geht.

Wer Soziologie studiert,

kennt die anderen nicht

und wer Psychologie studiert,

kennt sich selber nicht,

ist mir vor vielen Jahren einmal gesagt worden.

Ich weiß nicht, ob das stimmt.

 

 

 


Rezession

 

Das kleine Lokal an der Straße,

wo das Bier 3,60 Euro kostet,

Autos rollen vorbei,

wie viele sind wohl davon schon abbezahlt?

Vielleicht die Hälfte, vielleicht weniger.

Der Koch bereitet mir ein Lachssteak zu,

man vergönnt sich ja sonst alles.

Ein Dicker betritt den Raum,

wird auch er abnehmen

in den Zeiten der Rezession?

Ich jedenfalls werde nachher

noch einen Kaffee trinken

nach altem Brauch –

es muss ja nicht immer eine Nachspeise sein,

aber in einem anderen Lokal,

wo auch schon eine Kellnerin

auf mich wartet

und auf meine Konsumation.

 


Kleines Angel-Gerangel

 

Der Fischer

in die Stille

horchend

ein Windhauch

ein Plätschern

ein Ziehen an

der Angel

blitzschnell

aus seiner

Starre aufgewacht

drehend an

der kleinen Kurbel

der Fang

gelöst vom Haken

Köder auswerfen

wieder setzen

und warten


Computerlarifari

 

Ein Freund schenkte mir einen PC.

Da ich schon einen besaß, benötigte

ich kein Zweitgerät. Ich sah mich nach

einem geeigneten Abnehmer um. Da

 

fiel mir ein, dass Lisa ihren kaputt

gemacht hatte und somit einen neuen –

oder gebrauchten – haben wollte. Sie

versprach mir 30 Euro dafür. Gut,

 

sagte ich, ich bin einverstanden. Sie

holte also das Gerät mitsamt dem Drucker

ab, probierte es zu Hause aus und es

funktionierte auch. Am nächsten Tag

 

rief sie mich an und meinte, der PC

funktioniere nun nicht mehr. Ich

lehnte jede Verantwortung ab, wollte

ihn auch nicht zurücknehmen. Lisa

 

war daraufhin fuchsteufelswild. Ich

beschloss daher, keine solchen Geschäfte

mehr zu machen. Es schaut sowieso nix

dabei heraus. Schockschwerenot…


Lesungen

 

Ein Professor S. Glögg reiste aus

Wien heran und hielt hier einen

 

wissenschaftlichen Vortrag bei

freiem Eintritt. Sein Verleger war

 

dabei und bot dort selbst zahlreiche

seiner Schriften und Bücher feil.

 

Es wurden ganze drei Exemplare bei

vollem Haus verkauft. Der Professor

 

machte so etwas nie wieder, da

sein Plan, zahlreiche Werke zu

 

verkaufen, fehlgeschlagen war. Dies

nur zu der Annahme, dass Lesungen

 

nur zur Bekanntmachung von Büchern

dienen und nicht eine Einnahmequelle

 

darstellen.


Fluktuation

 

Es gab bei uns ein Lokal, das

ich sehr oft frequentierte und

wo ein ständiger Personalwechsel

stattfand. Ich fand buchstäblich

 

bei jedem Besuch eine andere

Kellnerin vor. Der Wirt war

ein Unschrat und ich der Meinung,

dass seinetwegen das

 

Personal stark wechselte, vielleicht

weil er den Kellnerinnen unsittliche

Anträge machte. Ich

äußerte meine Meinung Frau N.

 

gegenüber. Diese meinte, so etwas

könne man nicht sagen, der

Wirt sei sicher ehrenhaft. Ich

schrie sie darauf an, sie könne

 

mich doch weder der Unredlichkeit

zeihen noch des Rufmordes,

sprang auf und verließ das

Lokal.

 

 

 


Unterschied

 

Impressionen –

Expressionen –

Depressionen –

Wo ist der

Unterschied?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Ich warte auf Dich

 

an der Bar diesmal

es ist uns kein Tisch

gedeckt

der vielen Leute wegen

das Lokal ist voll

voll von Erwartung

bin ich

auf dein Erscheinen

gespannt

nach zehn wird es sein

nach einer Woche

Abstinenz

an der Bar.

 

 


Ein spanischer Abend

 

in der Bodega

Wortfetzen verkünden

ein buenas tardes

die Plakate an der Wand

ein Feuerwerk spanischer

Grandezza

Rotwein in den Gläsern

übervoll manches Herz

Enrique der Chef

doch Heinz heißt er

Tapas verschwinden in

hungrigen Mündern

auch ich bin satt

und es ist spät.

 

 


Der alte Mann

 

dort beim Fenster

am Wein der

Enttäuschung nippend

sein Leben voll davon

griesgrämige Erscheinung

die er ist

hat er die

Jahre abgelebt

nicht trauernd

um jemand

aber um seine

Jugend

ging er doch damals

an ihr

vorbei.

 

 


Der dort

 

in der Ecke

mit dem schlimmen Bein

er nahm sich

die Freiheit

beim Seminar

immer zu spät

zu kommen

was mich nicht

berührte im Gegensatz

zu den anderen

kaufte er mir

doch fünf Bücher ab.

 

 


Das Seminar

 

das doch kein

Leergang war

voll vielmehr

von Aussagen

nach Kräften

betonend was

jeder schon

insgeheim wusste

finden konnte

was er wollte

suchte er

doch nichts.

 

 


Nach acht

 

war da keiner

mehr im Hotel

das Personal

machte sich

bereit zum

Heimgang

oder einer

Fahrt vielmehr

welche wir

morgen auch

antreten wollen

die letzte

hat wohl

noch keiner

im Sinn

 

 


Am Ufer

 

an dem einen

nämlich wo

wir uns befinden

wie auch an

dem anderen

gegenüber

liegt Schnee

hier weiße Dächer

dort Wald

wie aus Zucker

dazwischen

die Scholle

aus Eis,

darauf

eine Möwe

einzeln

beide.

 

 


Die Rollen als Mann

 

auf den Bühnen

des Lebens

kennen zu lernen

zog ich nicht aus

fast angepasst

sind sie mir

worden

gelegentlich

war ich Regisseur

und Schauspieler

zugleich

über mir

ein grundgütiger

Intendant.

 

 


Kreativität

 

Jeder ein Schöpfer

Bilder malen

sich nicht selbst

Ein Schöpfer jeder

Seiten füllen

sich nicht selbst

Der Lohn der

Blattangst

der Blockaden

kommt allein

vom Publikum

man ruft zu dir

sei ein Schöpfer

Bilder, Seiten

bleiben stumm.

 

 


Abreisetag

 

Außer dem Gepäck

mit schmutziger Wäsche

Mitnahme von einem

Abriss

über das Gesagte

hier getane

zuhause

der Wäsche Waschung

sie konvertiert wieder

zur Sauberkeit

der Rest

wird irgendwann

aus der Vergangenheit

hervorgeholt

verändert


Concerto

 

Ein verschlepptes Madrigal

im circensischen Kreis

mundberührte süßlich

teutonische Weisen

traute Sprechweise

und hallender Schmettergesang

willkürlich verbunden

mit mondener Düsternis

herbstfallendes Blätterwerk

deucht mich karfunkelnd

glaube mir, ach glaube mir

Papst Benedikt

meine Zehen sind rein

ein Concerto grosso

gar lieblich und fein.

 

 

 


Auszeit

 

Der Zaunhirsch und der Duttelduh

das Wirtshaus dort „Zur ewigen Ruh“

zwei Brabbeltanten, Wäschefrauen

die Tierlein in den grünen Auen

Vierkanthöcker auf Kamelen

das Brennen und das dumpfe Schwelen

Bier, Most und Kartenspielverleiher

ein Achter und ein halber Dreier

Tränen, Rotz und blaue Bänder

Kartausen, Stiegen und Geländer

ein Vögelein im bunten Flaus

zwei Schnecken und ein Freudenhaus

Belachtes und auch Zeit zum Weinen

Schnürlregen, Hundeleinen

Mastochsenfleisch und Pumpenschwengel

der Retter und sein liebster Engel

Belutschistan und Trinidad

ein Auto, was man sonst noch hat

Liebesdiener, Roggenfelder

Milzbrand, Lachs und Feuermelder,

Hasstiraden, Schimpfkanonen,

Blüten, die im Garten thronen

Zitronenfalter, Würgeschlangen

Orangen, die am Baum noch hangen

 

Notenblätter, Pampelmusen

ein zartes, doch auch heißes Schmusen

Entenhausen, Troubadoure

die Heilige und auch die Hure

Treppensteigen, Würzgebinde

Eichenbaum und Buche, Linde

Wer mag das Zwirtfellshörnchen stören

auf Bibel und auf Zeitung hören?

Die Brille und die Zigarette

Welschriesling, die Braut im Bette

Hast ein Zwergschaf du im Zwinger?

Schatten, Speck und Freistilringer

Ohrringelspiel, verzwicktes Walzen

Warzenschwein und lautes Schnalzen

Wirklichkeit und trüber Schein

ein hasserfülltes Mausilein

Willkürszenen, sanftes Sehnen

und daraus entstandnes Wähnen

der Rubikon ist überschritten

der Reiter ist auf Sand geritten

zügelloses Uferschauen

ein Mann und braungebrannte Frauen

herzallerliebster Watschenstock

die Nachtigall im roten Rock

Hirtenspiel und Blätterlaus

aus.


Happy Birthday!

 

A monster coming from Loch Ness

A captain and a stewardess

A Bentley and a Silver Shadow

The flowers blooming on a meadow

Obama and his little sister

The president and his minister

A fish in the aquarium

A minstrel singing “diddeldum”

A parrot and a mouse in cages

The Boogie and Rock of ages

Henry the 8th and seven wives

The dreams and struggles of our lives

An astronaut and seven dwarfs

Six trousers and five hundred scarfs

A cat, a dog, all countrymen

A caterpillar, cock and hen

A teacher singing “Auld lang syne”

A bottle filled with summerwine

From whiskey, beer and gin a little

A musician playing on his fiddle

The promises and the sensations

All say to you: CONGRATULATIONS!


Seasons Greetings

 

Christmas is the feast of love

With blessings coming from above

All around is calm and bright

The table ‘s set with candlelight

Outside the snow is falling down

You have got some sorrows? Please don’t frown

Sleighbell ‘s heard from near and far

The winter tires are on your car

Snow melting in the wintersun

All the years work is almost done

The presents brought by Santa Claus

Fill your stockings to the toes

No mater if you think wrong or right

An angel guides you day and night

A fairytale is on your mind

Of people acting warm and kind

The world is one there all around

In your thoughts you’re homeward bound.

 

MERRY CHRISTMAS!

 

 


s Handy

 

Ih woas net, woas ba de Japana

Oda am End ba de Amerikana

daß’s ois easchta aufkema is

oba oans is heit gaunz g’wiß

in da Famülie, unta Kolleg’n

is so a Handy oft a Seg’n.

In’n Kino freilih gibt’s a Empörung

empfindt ma’s oft ois Ruhestörung.

Ban Busfoan, ah aun de Stroßneckn

siagt ma’s in Kopf zan Handy steck’n

„Ih bin grod in ana g’wiß’n Stroß’n“ –

„Ih kimm glei“ se se vanehma lossn

Es is schia nimma zan vuastön heit

wia’s ohne Handy fria san auskema d’Leit

und söbst am Heisl – bist du deppat

host d’Not, waun gach des Handy scheppat.

Ih hob ka Handy, ih loß’s bleibn

Ih tua vü liaba Briafal schreib’n.

 


Da Flohmoakt

 

Hodan, Floschn und oids Eis‘n

Audenga ah vau maunche Reis‘n

Kuchlg’schia, Biacha, Büdarahmen

Weakzeig, Schiame fia de Damen

Kastln, Spüzeig, Waundasteck’n

an Huad, um d’Glotz’n gach z’vadeck’n

zan Zaumkeahn gibt’s an Reisatbes‘n

a oide Zeidung ah zan Les’n

an Sessl mid an hining Hax’n

a Butt’n zan Trog’n buglkrax’n

a Kruzifix midn Heagod drauf

woat ah drauf, das es oana kauf

ih stöh mih dazua, los mih aupreis’n

ih g’hea jo ah scho zan oidn Eis’n!


Heabst

 

Da Heabst kimmt, s’easchte Blattl foit

Da Wind blost rauh durch Föd und Woid

Bis Ollaheulichn is’s nimma laung hi

Ih deng aun mih und wia ih bi:

Da Jüngste nimma, wea ah scho oid –

Da Heabst kimmt, s’easchte Blattl foit.

 


Mei Weg

 

A bissl stoanig, a bissl grod

a bissl grea, a bissl rod

oft d’Schreamsn zan Dablosn grod

a bissl schwoaz, a bissl blau

dua d’Mittn duri, gaunz genau

manchs Moi oft a kloana Steg

sauba oft, doch oft voi Dreg

Des woa mei Weg.


In da Disco

 

In da Disco, de junga Leit‘

haum ban Taunzn eana Freid‘

Ih hob’s ah g’hobt, do woa ih noh jinga

oba fia de laude Musi, do riah‘ ih koan Finga!

Heit sitz ih ban Fernseh’n und bei mein‘ Bia

stott daß ih zappöt bis in da Friah.

Tua – nia – Tänza bin ih, bei meina Eah‘

und gib fia dös Taunzn koan Schülling meah hea.


Da Wü’n

 

Es is nämlih a so:

De oan woin haum,

wos de aundan net haum woin,

wäu de oan dös aundas haum woin.

Sollat’n desweg’n de aundan haum woin,

wos de oan ah haum woin?

Waun de oan haum woin,

wos da aundan haum woin,

daun wah‘ dös woi sch’o g’nua!


Es apert

 

Da Schnee

geht furt

und durt

und do

die Bleamal

wia schee!

 

Boid is Ostern

und in Woid

de Vegal

de singan

daß’s hoit.

 

’s Fruahjoah

schiaßt ei

und ma

tuat se gfrei

waunns

apern tuat

guat!


Dös G’redad

 

Ban Pichlerbauern über d’Nocht

ea hod sih ba da Oabat ibamocht –

hod’s in sei Hirn eig’schlog’n.

De Leit im Dorf, de frog’n:

 

„Is ea narrisch woan, deppat, bled?“

Imma ärga wiad dös G’red:

„D’Rettung hod eam g’hoid –

woit ea sih aufhänga d’runt im Woid?“

 

„In’s Noanhaus haum’s eam g’fiaht, den Noarrn!“

„Ea derf nia wieda Traktoa foahn!“

„Wia kaun sei Frau dös nua ertrog’n?“

Off’n bleib’n vüle Frog’n.

 

Dea Pforra is a g’scheita Mau

er trest‘ den Pichlerbau’n sei Frau

er sogt: „Bet’s fia eam!“ bei der Sundochspredigt.

Und damit woa da Foi erledigt.

 

Da Pichlabauer, in Spitäu inzwischen,

tramt van Jog’n und van Fisch’n

es geht eam scho vü bessa heit

hod nix mitkriagt van G’redad vo de Leit.


Des Raugga

 

Des Raugga, wia a jeda woas,

is u’gsund, und de Lebensroas

wiad kiaza, waun ma’s recht betreibt

und viazg Tschik in Dog se einverleibt.

Ma frogt se, woarum so vüle Leit

ob’s hiazt dumm san oda g’scheit

oane noch da aundan obeschlingan

und den gaunzn wos ohg’wingan?

In da Fruah glei, nuh vurn Essen

wiad auf d’Easchte scho net vagessn

z’Mittog, stott da Möhspeis daun

is scho wieda s’Raugga draun

dazwischen, noch Gelegenheit,

wiad g’rauggt, daß se de Lumpö g’freit

auf d’Nocht, im Bett, geht’s oft bled her

und daun hüft nua de Feiaweah.

D’rum iah Leit, ih muas enk rot’n:

Heat’s auf zan Raugga, kinnt’s es grot’n!


Limericks I

 

Einen Unfall hatt’ einmal in Bergen

der kleinste von den sieben Zwergen

der Wagen war hin

und man musste ihn

aus dem Auto von Matchbox dann bergen.

 

Da war mal ne Witwe in Siegen

die wollte viel weniger wiegen

von morgens bis spät

macht’ sie Diät

jetzt kann sie beinahe schon fliegen.

 

Einer hatte in Wien eine Tochter

die bös’ war, doch trotzdem, die mocht’ er

sie kam vor Gericht

das störte ihn nicht

trotz all’m, ihre Ehre verfocht er.

 

Ich hatte ne Tante in München

die wollte der Pöbel mal lynchen

das Blut spritzte sehr

die kreuz und die quer

man musste die Wände neu tünchen.

 

Limericks II

 

Es war einmal ein Schuster in Hamburg,

der war auch ein guter Dramaturg,

er verließ seine Stadt,

den Beruf den er hat,

und ging

zu den Festspielen nach Salzburg.

 

Ich hatte in Linz eine Tante,

die oft vor Wut heimlich entbrannte

sie ärgerte sich

sehr oft über mich

und auch über viele Verwandte.

 

Es war einmal ein Mann in St. Peter

wenn er heimkam, dann ging es oft spät her

er betrank sich oft sehr

es wurd’ immer mehr

fiel dann blunzenfett neben das Bett er.

 


Limericks III

 

Es gibt viele Leute in Bayern

die zahlen zu spät ihre Steuern

sie scheuen sich nicht

und gehen vor Gericht

man wird ihre Steuern verteuern.

 

Ich hatte ´ne Tante in Bremen

die wollte sich nie so recht schämen

Sie tanzt’ splitternackt

posiert’ für nen Akt

die Zuschauer konnte sie lähmen.